... heute bin ich in der Früh mit dem Gedanken erwacht, wie das Meer wohl riecht. Also nicht, dass ich es noch nie gerochen hätte. Aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern.
Wissen sie noch, wie es war, als sie zum ersten Mal an den unendlichen Weiten des Meeres standen? Der Sand unter ihnen sich zwischen die Zehen drückte? Wie die Möwen kreischten? War das Meer ganz ruhig oder brauste und tobte es?
Ich war zuletzt im vergangenen Jahr am Meer; an der Ostsee, mit 35 Kindern und Jugendlichen, die schon wirklich Übles auf ihrem Weg zum Erwachsenen erlebt hatten. Und die noch nie das Meer gesehen hatten. Was für ein erhebendes Gefühl, bei leichter Brise und kühlen 18 Grad im Juli an der Ostsee zu stehen und das Leuchten in den Augen der Kinder zu sehen. Und dann die bittenden Fragen: können wir ins Wasser gehen, biiiiitte?! Sie müssen verstehen, das Meer hatte gerade mal 13 Grad Temperatur. Also selbst ich habe mich nicht da hineingewagt. Aber den Kindern konnten wir es nicht abschlagen. Wer weiß, wann diese mal wieder in den Genuß kommen, die See zu sehen, sie zu fühlen und auch zu schmecken.
Heute morgen fiel mir wieder ein, wie ich mich da im letzten Jahr gefühlt hab; wie mich das Fernweh bei jeder Minute des Anblicks auf die Fluten packte. Dieses Ziehen in der Brust und das Gefühl, man möchte ganz viel von dieser besonderen Luft einatmen. Man möchte sich im Sand verbuddeln und nie wieder hervorkriechen. Oder man könnte die Zeit anhalten. So geht es zumindest mir jedesmal, wenn ich an der See bin; egal wo die sich befindet. Aber Meer, das ist der Inbegriff von Urlaub für mich. Berge seh ich jeden Tag, aber das Meer, das seh ich nie. Oder nur zu selten. Deswegen liebe ich es.
Ich brauch Urlaub. Ich brauch Meer. Ich brauch Strand. Und ein gutes Buch. Aber das wird wohl dieses Jahr nichts mehr; es sei denn, ich fahre mit dem Verrückten von der letzten Party nach Bulgarien. Würde ich ja, wenn er nicht so aufdringlich gewesen wäre... hach, das Leben ist schon schwierig....