Jeder weiß heutzutage, wofür dieser Slogan steht. Trotz des ernsthaften Hintergrunds und der notwendigen Aufklärung finde ich die Bildideen schier genial. Humor prägt sich ein.
Lustig ist es auch, wenn man, frühmorgens, leicht verknittert und mit verkniffenen Augen, mit etwa 50 Studenten an der Haltestelle steht und sich ein Schmunzeln über die aktuelle Kampagne nicht verkneifen kann. Clever, diese Plakate besonders in der Nähe von Wohnheimen und Universitäten aufzuhängen, wie man es in Siegen beobachten kann....

Zumindest im Moment, wenn man morgens die Augen aufschlägt, die Jalousie hochrollt, den Vorhang beiseite schiebt und es immer noch nicht heller wird. Weil man dieses Wetter sieht :

Ja, ich gestehe: ich liebe mein Studium. Ich würd's immer wieder machen. Und ich freue mich auf die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen...

So ging ich neulich gedankenversunken hinter zwei kleinen Schuljungs her. Die Beiden schlenderten zur Schule, die kleinen Körper kaum größer als der Schulranzen, vertieft in wichtige Gespräche miteinander, versunken in ihre kleine Welt, beide kaum älter als 7 Jahre. Kurz bevor ich die Straßenseite wechselte, hörte ich noch folgendes Gespräch:

X: "Ey ey... weißt du, in wen die Chantall verliebt is?"

Schweigen.

Y: "Guck mal da vorne, eine große Pfütze"

X: "Cool..."
" Ey, nun sag ma', weißte, mit wem die Chantall zusammen is' ?"

Y: "Nö, mit wem denn?"

X: "Na mit dem Emanuel!!!!"

Y, holt erstmal tief Luft und setzt dann an, aus voller Kehle und inbrünstig: "Boah, dieses.... dieses SEXUELLE SCHWEIN!"

Vor drei Wochen hat man begonnen, den maroden und klappernden Fahrstuhl, dessen Tastenbeleuchtung für die Etagenanzeige zum Beispiel noch nie funktionierte, zu reparieren. Das hieß, die letzten Wochen alle Einkäufe und die frischgewaschene Wäsche aus den Tiefen unseres Kellers über die Treppen hochzuschleppen. Und gerade, als ich mich daran gewöhnt hab, ist der Aufzug nun fertig geworden. Vor lauter Gewohnheit bin ich schon wieder die Stufen hochgekrochen, anstatt den Lift zu nehmen. Als ich oben ankam, musste ich mir das Kunstwerk erstmal in Ruhe anschauen. Ehrfürchtig wartete ich, als sich die alte Tür öffnete und den neuen Innenraum zum Vorschein brachte. Ja, ich kann mich auch für so was begeistern. Aber irgendwie ist mir dieses glänzende Ding noch suspekt: es klappert nicht mehr, es knarrt nicht mehr, es ist größer und leiser, schnell und schöner. Man hört nicht mehr: ah, jetzt ist er gleich oben. Schön, alles ganz modern und es passen zwar nicht mehr Leute rein, aber dafür Großraum-Gegenstände wie Schreibtisch, Bett oder Fahrrad. Und Leute, die vollbeladen hier ankamen und vorher wenigstens eine Fahrt länger warten mussten, weil sie mit ihrem Gerümpel Gepäck nicht mehr hineinpassten. Aber irgendwie hatte der alte Fahrstuhl auch so seinen Charme...

An einem Dienstagmorgen um 8 Uhr in Siegen.




8:o6 Uhr, Haltestelle 1:

Person 1: "Wie spät ist es?"

Ich: "6 Minuten nach acht . Der Bus kommt gleich..."



8:19 Uhr, Haltestelle 2:

Person 2: "Entschuldigen Sie... Können sie mir sagen, wie spät es ist?"

Ich: "Zwanzig nach acht"


8:25 Uhr, im Bus

Person 3: "Sagen 'se ma', wie spät isset denn?"

Ich: "Gleich halb neun"


Was ist denn hier los? Haben die Menschen ihre Uhren vergessen? Dreimal diese eine Frage an einem Tag? Und warum ist die Zeit noch wichtig, wenn man das Haus ohne Uhr verlässt? Suggeriert das nicht, dass es nicht wichtig ist, welchen Bus man dann wann erwischt? Hetzerisch gefragt: warum richtet sich das Leben nach einem tickenden Handgelenk- Schmuck? Fragen über Fragen...