Manchmal ist es ja sehr anstrengend, mit Kindern zu arbeiten. Man redet sich scheinbar den Mund fusselig. Man sieht keine Erfolge, nach dem man bestimmte Übungen zum gefühlten tausendsten Mal erklärt und durchgeführt hat. Manchmal legt man eine Schallplatte auf und beginnt jedesmal neu damit, seine Grenzen abzustecken.
Und trotzdem wird man belohnt: durch das Interesse der Kinder an der eigenen Person. Warum es mir nicht gut geht. Wie meine Prüfungen laufen. Ob ich verheiratet bin. Wieviele Geschwister ich habe.
Und in der letzten Woche, da musste ich mir echt das laute Lachen verkneifen. Da bringe ich ihnen erst bei, dass man sich nett begrüsst und bei einer Bitte möglichst höflich bleibt. Daraufhin fragt ein Junge seine Nachbarin: "Ey, gibste mir mal deinen Radiergummi!?" Was für ein Erfolg...
Nun, zum Abschluss schlage ich ein Spiel vor.
Die Kinder diskutieren über die Person, die beginnen soll. Es wird ein Junge vorgeschlagen, der sich selbst oft durch Provokationen von der Gruppe entfernt. Das Mädchen begründet ihre Auswahl mit den Worten: Hey, ich liebe an dir nur deine Augen. Gut, wäre das auch geklärt.
Sie lieben Galgenmännchen und auch, wenn es sich profan anhört: man kann aus allem einen pädagogischen oder lernfördernden Schluss ziehen. Ich erkläre den Kindern also die Regeln und dass das Spiel nur Sinn macht, wenn man wirklich versucht, das Wort richtig zu schreiben. Sie beginnen, sie haben Spaß, sie lachen. Fein, das gefällt mir. Ich krame meine Sachen zusammen und beobachte das Geschehen aus den Augenwinkeln.
Plötzlich sehe ich das Wort PLAYBOY in roten Lettern an der weißen Tafel leuchten und muss grinsen. Ich hake ein und bitte darum, deutsche Worte zu verwenden. Aber wieso denn? fragen sie mich völlig unverständlich. Ist doch eine deutsche Marke.
Eine deutsche Marke?, frage ich. Was für eine? Na deutsch halt.
In Ordnung. Ich belass es heute mal dabei. Die Kinder mussten mich ja auch ertragen, sie haben eine Entspannung verdient. Es ist kurz vor dem Ende der Woche. Und sie sollen einfach in den letzten 20 Minuten ihren Spaß haben.
Ich weiß, dass man(n) ja dazu ein schwieriges Verhältnis haben kann. Und das Frauen permanent zu viel reden und auch zu lange telefonieren. Ich stehe auch dazu. Denn dafür bin ich Frau geworden. Dachte ich mir... Aber heute, da beschloss ich aus gegebener Situation, keine Frau mehr sein zu wollen.
Da saß ich im Bus, nach einigen Anstrengungen des Wochenbeginns, es war die mittlerweile neunte Fahrt des Tages (Wahnsinn, ich habe an einem einzigen Tag fast 3 Stunden nur mit Bus fahren verbracht...) und will nur noch meine Ruhe genießen. Da steigt eine Frau Ende 20 ein, sieht recht drollig aus, das T-Shirt knatschrot und knalleng in der Hose steckend und bei ihrer Körperfülle leider auch recht unvorteilhaft. Aber mein Gott, ich bin auch nicht perfekt. Das schert mich alles nichts. Bis zu dem Punkt, als ich ihre schrille Stimme höre und merke, wie mir langsam die Nackenhaare zu Berge stehen und das Blut in den Adern gefriert.
Doch wer gedacht hat, die Geschichte sei da schon am Ende, hat sich arg getäuscht. Denn sie holt noch zum krönenden Abschluss ihr Handy aus der Tasche. Der Bus fährt an und sie schrillt in den Hörer:
Ja, Mutti, ich bin's, mir geht es heute nicht so gut und ich bin gerade auf dem Weg nach hause und wollte mit dir die Zeit überbrücken (Mama hat sich bestimmt gefreut). Und ich war gerade bei BASE, diesen Vertrag abschließen... Nein, Mama, das ist okay... Nein Mama, lass mich doch machen, ich wollte das Handy aber unbedingt haben. Ja Mama... Naja, jedenfalls wollte ich dir meine Nummer zukommen lassen. Aber das Handy geht ja noch nicht. Okay, dann schicke ich dir dann einfach eine em@il mit der Nummer... Ich bin ja froh, dass das geklappt hat mit dem Vertrag, weil, du weißt ja schon, wieso... Ich kann das jetzt hier nicht laut sagen... du weißt ja, wovon ich spreche... ja, damals... (spätestens weiß JETZT jeder, dass es um den SCHUFA- Eintrag geht und der Bus hatte vorher schon das ganze Gespräch gezwungenermaßen mitanhören müssen) ... Ja Mutti, ich meld mich wieder... ich freu mich so, BASE ist toll... und du hast das ja auch... und die Leute von der Uni (aaaargh) haben das ja auch... Gut Mutti, dann weißt du ja jetzt Bescheid, ich hab also nun BASE... und muss im Monat nur 10 Euro zu den Grundgebühren dazu bezahlen... ja, wegen dem Sony... naja, ich wusste nicht, ob ein Haken an BASE ist... ja Mutti, lieber 25mal drüber nachdenken (man, muss die Zeit haben...)...
Hinter mir schimpfte die Oma nun schon laut stark. Ich musste grinsen. Gott sei Dank verabschiedete sich die knallrote Frau dann schnell mit der Worten: Gut Mutti, ich wollte nur von BASE erzählen. Nun weißt du ja Bescheid. (Und der Rest des Buses auch...)
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Zuletzt aktualisiert: 31. Aug, 22:04